top of page

Schreiben und Social Media

  • post841
  • vor 1 Tag
  • 4 Min. Lesezeit

In den letzten Wochen bin ich wieder verstärkt auf den sozialen Medien unterwegs. Dabei begegnen mir immer wieder dieselben Themen, Diskussionen und Fragen. Sicher nimmt Social Media in meinem Leben keine so zentrale Rolle ein, wie es für Millennials und Gen Z der Fall ist, aber dennoch möchte ich ein paar Eindrücke und Erfahrungen beisteuern und hoffe, einigen damit den Druck nehmen zu können.




Als Schreibanfänger*in auf Social Media


Muss man als Schreibanfänger*in auf Social Media sein? Klare Antwort: Nein! In dieser Phase sollte es erst mal nur um das Schreiben gehen. Es ist nicht nötig, sich noch vor dem ersten Satz des Buches ein Autor*innenprofil anzulegen und eine Social-Media-Strategie zu entwickeln. Ich halte es sogar für verschwendete Energie. Solange das fertige Produkt (das Buch) noch in weiter Ferne liegt und noch viel über das Schreiben gelernt werden muss, ist Marketing unnötig. Fokussiert euch lieber auf das Handwerk, auf dieses riesige Projekt, das vor euch liegt.

 

Wobei Social Media in dieser Phase allerdings wunderbar helfen kann, ist, Gleichgesinnte zu finden und sich mit anderen Schreibenden zu vernetzen. Eine Community kann euch bestärken und wichtige Impulse und Einblicke geben. Dennoch empfehle ich allen Schreibenden, sich mit anderen Schreibenden IRL zu treffen. Nichts geht über persönliche Gespräche. Wenn es wirklich niemanden in eurer Nähe gibt, sucht euch zumindest ein paar Personen, mit denen ihr in näheren Online-Kontakt treten könnt, außerhalb von Social Media.

 

Allerdings: Bleibt immer bei euch. Social Media ist ein Vergleich-Medium. Es geht sehr viel und quantifizierbare Werte: Wer hat wie viel geschrieben? Wer hat wie viel gelesen? Wer kennt sich am besten mit den Genres aus? Ist Plotten besser als Pantsen? All diese Diskussionen können schnell einschüchternd wirken und vor allem Neulingen das Gefühl vermitteln, es gäbe nur einen richtigen Weg, ein Buch zu schreiben. Das kann euch den Spaß vermiesen. Lasst euch nicht von euch und eurer Geschichte ablenken. Schreibt das, was euch interessiert, schreibt es in dem Tempo, in dem es sich für euch gut anfühlt, und bedenkt: Ihr müsst euch niemandem fügen. Schützt euch und euren kreativen Prozess vor zu viel Input.



Mit dem Debütroman auf Social Media


Wenn die Fertigstellung des Debütromans absehbar ist, wenn ein Veröffentlichungsdatum steht oder ihr wisst, wann ihr damit beginnen könnt, euch bei Verlagen oder Agenturen zu bewerben, dann könnt ihr anfangen, eure Präsenz auf Social Media auszubauen. Wie man das genau macht, wissen andere besser als ich. Schaut euch in euren Netzwerken um und guckt euch Best Practices bei Menschen ab, die in der Hinsicht erfolgreich sind.

 

Vorsicht aber beim Posten von Textschnipseln oder Infos über die Story! Viele Verlage mögen es nicht, wenn zu viel über das Buch bereits vor der Veröffentlichung bekannt gegeben ist, denn die Zeiträume bei Verlagen sind lang. Vom unterschriebenen Vertrag bis zum Release kann es schon mal anderthalb Jahre dauern, und wenn dann das Marketingpotenzial schon verschossen ist, verpufft der Effekt über die lange Zeit.

 

Außerdem kann sich im Lektorat noch mal einiges an der Geschichte ändern. Ihr habt mit einer Figur geworben, die es auf einmal nicht mehr gibt? Das mag das Publikum eventuell nicht und kauft das Buch deswegen nicht. Haltet euch also mit Einzelheiten zu eurem Projekt zurück und sprecht euch mit dem Verlag ab.

 

Allerdings mögen es Verlage, wenn ihre Neuautor*innen ein Publikum mitbringen und sich am Marketing beteiligen. Wenn ihr also demonstrieren könnt, dass ihr mit Social Media umzugehen wisst, ist das sicher ein Pluspunkt.



Als langjährige*r Autor*in auf Social Media


Für Berufsautor*innen ist Social Media sicher ein wichtiger Aspekt und ein fester Teil des Marketing-Mixes. Welche Strategie dabei verfolgt wird, ist sehr individuell und von Account zu Account unterschiedlich. Authentizität kommt immer gut.

 

Aber: Viele erfolgreich Autor*innen, die ich im Lektorat betreue, konzentrieren ihre Aktivitäten nicht auf Social Media. Einige haben sogar nur spärlich bespielte Kanäle, die sie lediglich dafür nutzen, alle paar Wochen ein Update zu posten. Ihr Fokus liegt auf anderen Marketingmöglichkeiten: bezahlte Werbung zum Beispiel auf Amazon, Lesungen und Veranstaltungen oder Newsletter – im Ernst, erkundigt euch über das Potenzial von Newslettern, vor allem wenn ihr viel und regelmäßig veröffentlichen wollt.

 

Bedenkt also: Social Media ist auch nur eine Bubble von vielen, in der wir uns oft um dieselben Leute drehen. Das gibt ein schönes Gefühl von Community, bringt uns mit anderen Schreibenden in Kontakt, aber ob die auch unsere Bücher kaufen, ist eine andere Frage. Wo also findet ihr eure Leser*innen tatsächlich und wie bindet ihr sie an eure Bücher? Schaut dabei über die Grenzen von Insta, TikTok und Co hinaus.



Fazit


Ich will Social Media und die Book-Bubbles auf keinen Fall verteufeln. Natürlich wird dort viel Halbwissen verbreitet, es wird viel verglichen und gehatet und nach Komplimenten gefischt, aber andererseits findet man dort ganz wunderbare Menschen, die freimütig ihre Erfahrungen teilen, sich bestärken und sich von Herzen unterstützen. Ich finde es wichtig, dass Schreibende miteinander in Kontakt sind, dass sie sich als Gemeinschaft verstehen, die Einfluss und Macht hat. Aber Social Media ist nicht der einzige und vielleicht nicht der beste Ort für jeden, um diese Gemeinschaft zu finden. Ein bewusster Umgang ist wichtig, und ab und an ist es unerlässlich für den Schreibprozess, sich aus allem zurückzuziehen und der eigenen Kreativität ungestörten Raum zu geben.


Du willst keinen Blogbeitrag mehr verpassen? Melde dich hier für die Post aus der Schreibwerkstatt an.


Du möchtest, dass dieser Blog weiterexistieren kann und du regelmäßig mit neuen Schreibtipps versorgt wirst? Dann unterstütze mich auf Steady.






 
 
 

Commenti


Non puoi più commentare questo post. Contatta il proprietario del sito per avere più informazioni.
bottom of page