top of page

Serie, Reihe oder Einzelband

  • post841
  • 18. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Auf dem Buchmarkt gibt es alles von kurzen Einzelnovellen bis hin zu Serien, die viele Tausend Seiten umfassen und vielleicht in unserer Lebzeit nicht mehr abgeschlossen werden. Natürlich fragt man sich als Neuling auf dem Buchmarkt da, mit welcher Form und welcher Länge man am meisten Erfolgschancen hat. Wie sollte man sein nächstes Projekt also anlegen? Wir schauen uns an, was Serien und Reihen überhaupt sind und wo ihre Vorteile oder Nachteile gegenüber Einzelbänden liegen.


ree


Serien oder Reihen – wo ist der Unterschied?

 

Die Begriffe werden oft verwechselt oder selbst in der Branche nicht ganz einheitlich verwendet. Macht euch also keine Sorgen, wenn ihr euch mal vertut, stellt aber sicher, dass das Gegenüber und ihr dasselbe meint.


 

Reihen

 

Eine Buchreihe ist eine Sammlung von eigenständigen Geschichten, die entweder in derselben Welt spielen oder von denselben Figuren handeln. Einzelne kleine Plotelemente können sich über die gesamte Reihe erstrecken, aber prinzipiell sollte die zentrale Geschichte abgeschlossen sein. Es gibt also keine Cliffhanger und kein Bangen auf das nächste Buch.

 

Zu Reihen zählen zum Beispiel Krimis, die sich um eine*n Ermittler*in drehen, oder die Scheibenwelt-Reihe von Terry Pratchett. Auch in der Fantasy gibt es oft Reihen, die mehrere Geschichten aus einer fantastischen Welt erzählen oder eine Figur über mehrere in sich abgeschlossene Abenteuer begleiten.


 

Serien

 

Eine Buchserie ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, die sich über mehrere Bücher erstreckt. Hier findet ihr die epischen Fantasy-Erzählungen, die berühmt und viel verkauft werden, zum Beispiel A Song of Ice and Fire oder Harry Potter. Genau umgekehrt zu den Reihen kann es hier pro Band auch abgeschlossene Handlungsstränge geben, der zentrale Konflikt sollte aber erst am Ende der Reihe aufgelöst werden.

 

Wichtig ist, dass auch die Einzelbände einer Serie einen eigenen Spannungsbogen haben müssen. Dabei können die kleineren Subplots behilflich sein, die innerhalb eines Bandes auserzählt werden. Oder ihr legt die Geschichte von vornherein so an, dass die Figuren am Ende jedes Bandes einen Zwischenhöhepunkt erreichen, zum Beispiel eine bestimmte Etappe ihrer Reise abschließen oder eine Aufgabe erledigen, die sie ihrem Ziel ein Stück näher bringt.


 

Aber was soll ich denn jetzt schreiben?

 

Du, also ganz persönlich du, sollst erst mal deine Geschichte schreiben. Wie lang oder kurz die ist, liegt allein an dir und an deiner Geschichte. Das gilt vor allem für dein erstes Projekt. Lass dich nicht auf deinem jungen Schreibweg ablenken von Marktvorgaben und Blogger*innenkommentaren. Du schreibst an erster Stelle für dich und erzählst genau die Geschichte, die dir am Herzen liegt.

 

Das Schreiben in dieser Phase schon als Beruf mit Gewinnerzielungsabsicht zu betrachten, halte ich nicht für sinnvoll – meine ganz persönliche Meinung. Ich habe schon zu viele Schreibende gesehen, die sich von all den Anforderungen so verwirren und einschüchtern lassen, dass sie nie ein Buch fertig geschrieben haben. Und so soll es dir, werte*r Leser*in, nicht ergehen.

 

ree

Aber trotzdem mal aus Marktsicht

 

Natürlich wollt ihr trotzdem wissen, wie es auf dem Markt so aussieht. Und da ich ja nun seit einiger Zeit eng mit einem Verlag zusammenarbeite und auch an der Manuskriptauswahl beteiligt bin, schildere ich euch gerne meine Eindrücke – und auch die sind wohlgemerkt nur meine Eindrücke. Es ist sehr gut möglich, dass andere Lektor*innen bei anderen Verlagen es anders sehen.


 

Einzelbände

 

Auch wenn man das Gefühl hat, dass derzeit eigentlich nur Serien erfolgreich sind, vor allem auf dem Fantasy-Markt (siehe Fourth Wing und ACOTAR), könnt ihr mit einem gut ausgearbeiteten Einzelband nichts falsch machen. Kein Verlag wird einen wirklich guten Einzelband ablehnen, weil es keinen zweiten oder dritten Teil gibt. Im Gegenteil: Wenn sich das Buch gut verkauft, werdet ihr eventuell sogar darum gebeten, einen weiteren Band nachzulegen.

 

Fühlt euch also nicht gezwungen, eure Geschichte von Anfang an auf 1.000 Seiten auszulegen. Aber wie lang darf ein Einzelband sein? Auch da haben Verlage ihre eigenen Rechnungen, und je nach Genre sind andere Textlängen üblich. Als Messwert gilt alles zwischen 300 und 500 Seiten. Darunter und darüber wird es für Verlage schwierig, sinnvoll zu kalkulieren. Informiert euch über die Normen in euren Genres.

 

 

Serien

 

Serien haben für Verlage den Vorteil, dass man gleich mehrere Bände einkaufen kann und nicht mehr so intensiv nach guten neuen Stoffen suchen muss. Das gilt aber nur dann, wenn man sich darauf verlassen kann, dass die Folgebände zu bestimmten Abgabefristen auch sicher geliefert werden. Deswegen sind es vor allem bereits etablierte Autor*innen, deren Serien unter Vertrag genommen werden.

 

Wenn Debütant*innen eine Serie bei einem Verlag vorstellen, die fünf Bände umfasst, von denen aber erst einer geschrieben ist, muss der Verlag mitbedenken, dass die anderen vier Bände vielleicht nie geschrieben werden. Zu oft haben Schreibende nach dem ersten Band den Drive verloren, haben einen neuen Job angenommen, sind ins Ausland gezogen, haben Familie gegründet und ihr Leben so verändert, dass das Schreiben auf einmal nicht mehr so wichtig war. Dann hängt der Verlag da mit einer nicht abgeschlossenen Geschichte und mehreren Veröffentlichungsslots, die plötzlich nicht gefüllt werden. Deswegen sind Verlage eventuell zurückhaltend, wenn Neuautor*innen Serien anbieten, die noch nicht abgeschlossen sind.

 

 

Reihen

 

Reihen bieten eine schöne Zwischenlösung, weil sie zwar eine abgeschlossene Geschichte erzählen, gleichzeitig aber das Potenzial bieten, mehr Content aus derselben Welt zu liefern, wenn die Schreibenden dabeibleiben und der erste Band sich gut verkauft. Allerdings gilt auch hier wahrscheinlich ein gewisser Veröffentlichungszyklus, zum Beispiel dass der Verlag einmal im Jahr einen Band aus der Reihe veröffentlichen will. Auch hier kann für die Schreibenden also Druck entstehen.

 

Gleichzeitig kann es aber auch passieren, dass der Verlag eine Reihe (oder auch eine Serie) einstellt, wenn der Erfolg des ersten Bandes hinter den Erwartungen zurückbleibt. Und dann ist es sehr schwierig, die Folgebände bei einem anderen Verlag unterzubringen.

 

 

Gilt das für alle Genres?

 

Nein, natürlich nicht. Die Frage zu Serien und Reihen stellt sich vor allem in der Fantastik, denn dort werden die meisten epischen Geschichten erzählt. Im Krimi- und Thriller-Bereich trifft man auch mal auf Reihen, selten aber auf Serien. Auch in der Romance/Dark Romance gibt es immer mal wieder Mehrteiler. In allen anderen Genres wird eventuell mal ein Band 2 nachgeliefert, wenn der erste Band sehr erfolgreich war, aber Einzelbände sind hier die Norm.

 

 

Was bedeutet das für dich?

 

Wie oben schon gesagt: Im Zentrum steht deine eigene Geschichte, und die ist so lang, wie sie sein muss. Lass dich während des Schreibens nicht beirren.

 

Wenn es dann irgendwann ans Verkaufen geht, hältst du dir die meisten Türen offen, wenn du einen Einzelband mit Potenzial für Nachfolgebände anbietest. Besondere Verlässlichkeit kannst du demonstrieren, wenn der nächste Band schon (zumindest zum Großteil) geschrieben ist.

 

Wie machst du das, wenn du schon eine Serie geschrieben hast? Stelle im ersten Band einen Subplot in den Mittelpunkt und deute den großen Konflikt nur an. So gestaltest du eine abgeschlossene Geschichte, die aber noch genug offene Fragen bietet, um ein Weiterzählen der Geschichte zu rechtfertigen.



Du willst keinen Blogbeitrag mehr verpassen? Melde dich hier für die Post aus der Schreibwerkstatt an.


Du möchtest, dass dieser Blog weiterexistieren kann und du regelmäßig mit neuen Schreibtipps versorgt wirst? Dann unterstütze mich auf Steady.




 
 
 
bottom of page