Das Verhältnis zwischen Autor*in und Lektor*in ist ein besonderes. Da müssen Vertrauen und Ehrlichkeit herrschen, aber auch Wohlwollen und eine gemeinsame Leidenschaft für das Buch. Man muss auf einer Wellenlänge liegen. Doch wie findet man als Autor*in die passende Person?
Worauf muss man bei der Suche achten?
Zuerst gilt es, sich im Klaren darüber zu sein, was man sich vom Lektorat verspricht. Braucht man nur ein Korrektorat? Braucht man Hilfe beim sprachlichen Stil? Möchte man auch die Struktur und Figuren der Geschichte noch mal untersuchen lassen? Oder geht es einem eher um eine generelle Einschätzung, ob der Roman überhaupt Potenzial genug hat, um weiterverfolgt zu werden? Diese Fragen solltet ihr für euch bereits geklärt haben, bevor ihr euch auf die Suche macht. Denn nicht alle Lektor*innen bieten alle Bereiche an. Normalerweise erklären die Kolleg*innen auf ihren Webseiten, welche Services sie übernehmen.
Außerdem ist natürlich relevant, dass der/die Lektor*in sich mit dem Genre auskennt, in dem ihr schreibt. Für ein reines Korrektorat ist es nicht ganz so wichtig, aber wenn es um inhaltliche und auch sprachliche Fragen geht, bringt jedes Genre eigene Regeln mit sich, die der/die Lektor*in kennen sollte.
Wo finde ich Lektor*innen?
Natürlich im Internet. Die beste Anlaufstelle ist der Verteiler des Verbands freier Lektorinnen und Lektoren (VFLL). Dort auf www.lektoren.de findet ihr alle Lektor*innen, die dem Verband angehören, in einer übersichtlichen Datenbank, wo ihr nach Services, Standort, Genres und mehr filtern könnt. Falls euch die Suche zu kompliziert ist, könnt ihr auch eine Anfrage an den ganzen Verteiler schicken. Stellt euer Projekt vor, erläutert eure Anforderungen und euren Zeitplan. Diejenigen, die sich für das Projekt interessieren, melden sich dann bei euch.
Ein Vorteil des Verteilers des VFLL ist, dass alle Personen, die dem Verband beitreten, ihre Erfahrung nachweisen müssen. Man kann also davon ausgehen, dort nicht auf komplette Neulinge zu stoßen.
In einigen Büchern werden die Lektor*innen im Impressum oder in der Danksagung erwähnt. Stöbert also mal durch die Bücher eurer Lieblingsautor*innen. Vielleicht findet ihr dort schon den ein oder anderen Namen.
Auch auf Facebook lassen sich natürlich Lektor*innen finden, und zwar in einigen dafür vorgesehenen Gruppen. Dort kann man auch Anfragen schalten oder ein wenig stöbern. Aber Achtung: Unsere Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Das heißt, dass jeder, der es möchte, sich Lektor*in nennen kann. Deswegen ist es unerlässlich, dass ihr euch die Webseiten derjenigen anseht und die Referenzen checkt.
Angebot und Probelektorat
Wenn ihr euch ein paar Kandidat*innen ausgesucht habt, schreibt sie freundlich an und lasst euch ein Angebot und wenn möglich ein Probelektorat erstellen. Es gibt Lektor*inne, die keine Probelektorate machen. Das ist legitim, denn es bedeutet im Zweifelsfall Arbeit, die nicht vergütet wird, wenn der/die Autor*in sich für jemand anderen entscheidet. Ich persönlich mache ganz gerne ein Probelektorat, weil die Autor*innen dann bereits sehen, wie ich arbeite. So ist von vornherein klar, womit man auf beiden Seiten zu rechnen hat.
Dies führt zurück auf einen der wichtigsten Punkte, die es bei der Suche zu beachten gilt: Kommen wir miteinander klar? Denn nur, wenn die Chemie stimmt und ihr euch als Autor*innen gut aufgehoben fühlt, könnt ihr Kritik annehmen und euch auf ein konstruktives Gespräch über euer Buch einlassen. Ich empfehle dringend, dass ihr miteinander telefoniert. So können viele Fragen schnell geklärt werden, und man kann sich ein wenig beschnuppern.
Aber zurück zum Probelektorat: Ihr werdet schnell merken, was euch zu viel Eingriff ist und was zu wenig, welche Kommentare für euch sinnvoll klingen und welche nicht. Achtet darauf, dass der/die Lektor*in sich gut erklären kann. Es bringt nichts, wenn ihr nicht versteht, wie ihr etwas verbessern könnt. Und denkt daran: Ihr braucht niemanden, der alles toll findet und nichts auszusetzen hat. Dann könnt ihr euch das Lektorat auch sparen. Es muss schon ungemütlich werden. Es ist wie mit Medizin: Wenn sie nicht bitter schmeckt, hilft sie nicht. (Was natürlich für Medizin Quatsch ist, aber meine Mutter hat das gesagt, deswegen muss es wahr sein.)
Und noch etwas: Nutzt das Probelektorat nicht aus, um euch von mehreren Lektor*innen das ganze Buch durchlektorieren zu lassen. Das ist hässlich und außerdem total sinnfrei, weil euer Buch natürlich als Ganzes betrachtet werden muss, damit ein Lektorat wirklich gut funktionieren kann. Ihr wollt ja auch nicht, dass man beim „Blick ins Buch” das ganze Buch lesen kann.
Der Preis
Noch ein Wort zu den Preisen: Ich weiß, dass ein Lektorat teuer ist. Viele von euch können sich so was nur schwer leisten, manche gar nicht. Ich möchte trotzdem an euch appellieren, nicht das billigste Angebot zu nehmen. Viele neue Lektor*innen oder Student*innen, die nicht auf den Job im Lektorat angewiesen sind, versuchen, mit Niedrigpreisen an Jobs zu kommen. Leider schaden sie damit nachhaltig der Branche und drücken die Preise für alle. Das ist fatal für all diejenigen, die sich und ihre Familien mit dem Job finanzieren müssen. Ich verstehe auch die Sicht der Autor*innen, die oft nicht damit rechnen können, das Geld, das sie investiert haben, durch die Buchverkäufe wieder reinzubekommen. Aber mit einem professionellen, gründlichen Lektorat steigen die Chancen, einen Erfolg zu landen. Am Ende liegt die Entscheidung aber natürlich bei euch.
Übrigens bieten viele Lektor*innen die Möglichkeit für Ratenzahlungen. Ich mache auch gerne Sonderpakete, in denen ich mein Angebot auf das Budget der Kund*innen zuschneide. Seid also einfach offen und ehrlich, gemeinsam findet man meist einen Weg, mit dem alle glücklich sind.
Natürlich könnt ihr mir jederzeit eure Projekte für ein Lektorat vorstellen. Schickt mir eine E-Mail an post@katharinaglueck.de.
Mehr über den Ablauf eines Lektorats erfahrt ihr hier.
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